… dass es immer weniger Vögel gibt? Das ist jetzt eines der schwierigsten Felder, die es zu beackern gilt. Zum Einen beobachten wir verschiedene besorgniserregende Phänomene, die mit einer Erwärmung der Erdatmosphäre zusammenhängen, zum Anderen aber wissen wir noch viel zu wenig über unser Klima. Wir sind gerade dabei, mehr und mehr unser Wetter zu verstehen, der Kenntnisstand über das Klima aber entspricht dem Wissensstand, den man Mitte des 19. Jahrhunderts über die Elektrizität hatte (das hat ein Klimaforscher gesagt!).
Nichts desto trotz: Kein Mensch, der einiger Maßen mit wachen Sinnen seine Umwelt betrachtet, kann abstreiten, dass wir seit Mitte des letzten Jahrhunderts eine Erwärmung der Atmosphäre verzeichnen können. Wie viel der Mensch mit seiner ungebremsten Wachstums-Wut durch das Einbringen von Treibhausgasen wie Kohlendioxyd und Methan dazu beiträgt, sei einmal dahingestellt. Sicher ist, dass alles das, was zusätzlich zur natürlichen Erwärmung, zum Beispiel durch Vulkanausbrüche, dazukommt, zu viel ist. Debatten darüber nützen wenig, und den Vögeln nützen sie gar nichts.
Wenn es eine Woche früher Frühjahr wird und die herbstlichen Temperaturen eine Woche später erreicht werden, dann leidet die gesamte Vogelwelt darunter. Zuallererst die, die auf ihren jahreszeitlichen Wanderungen sehr große Strecken zurücklegen müssen. Der Trauerschnäpper und die Dorngrasmücke, um nur diese beiden zu nennen, überwintern im tropischen Afrika, weit südlich der Sahara. Diese Vögel können ihr angeborenes Zugverhalten am wenigsten, oder besser gesagt gar nicht ändern. Wenn sie von ihrem kräftezehrenden Langstreckenflug aus Südafrika zurück sind, sind viele Nahrungs- und Brutreviere schon durch andere Vögel besetzt. Was erschwerend noch hinzukommt ist, dass viele der Insekten, die sie zur Aufzucht ihrer Jungen brauchen, zu der Zeit schon weitgehend verschwunden sind.
Vermeintliche Nutznießer dieser Kalamität sind die Vögel, die nicht so weite Reisen unternehmen, die zum Beispiel im nördlichen Mittelmeerraum überwintern. Sie können früher zurückkehren und auch später abreisen und haben somit einen Vorteil. Und manche von Ihnen nehmen die Mühsal einer Wanderung über die Alpen schon gar nicht mehr auf sich, sie bleiben in den immer wärmer werdenden Wintern einfach hier.
Wie schön, werden sie sagen, liebe Leserinnen und Leser, das bringt doch wieder Vielfalt in unsere Gefilde! Nur – jetzt geht es an die Substanz unserer Standvögel, die, die bei uns überwintern und schon immer überwintert haben. Die haben nämlich die angeborene Unruhe umherzuziehen nicht. Die müssen das jetzt ohne Zweifel knappe Futter mit den neuen „Hierbleibern“ teilen. und wo es früher für die Zuhausegebliebenen gerade einmal knapp gereicht hat, ist nun zu wenig für alle da. Für unsere heimische Vogelwelt lassen sich allerdings jetzt noch keine sicheren Aussagen machen. Als sicher gilt nur, dass die Anpassungsfähigkeit jeder einzelnen Art über ihren Fortbestand entscheiden wird.
Als Quellen wurden Internetseiten von BUND und NABU herangezogen. Hier erfahren Sie auch noch mehr: https://www.nabu.de › Tiere & Pflanzen › Vögel › Gefährdungen › Klimawandel
Ulrich Kipp