Übersehene Schätze
Wegwarte und Wilder Lattich
Cichorium intibus und Lactuca serriola
Blütezeit: Juli bis Oktober
Noch hat der Sommer nicht so richtig begonnen, die Kinder noch keine Schulferien und nur Frühaufsteher merken vielleicht schon, dass die Nächte Mitte Juli schon nicht mehr ganz so kurz sind als noch um die Zeit der Sonnenwende. Schon fressen sich die Mähdrescher wie Motten in das goldgelbe Wams, mit dem sich das Gäu geschmückt hat. Hochsommer, Zeit der größten Hitze.
Kaum ein Spaziergänger nimmt die unscheinbaren Pflanzen wahr, die seinen Weg am Rand begleiten. Und doch sind diese „Unkräuter“ Pflanzen aus der Familie der Korbblütler, deren Kultursorten wir heute als Blattsalat auf den Tisch bringen.
Ungewöhnlich steil stehen die bizarr gesägten Blätter des wilden Lattichs von ihrem Stängel ab, gekrönt von einer schütteren Ansammlung von unscheinbaren gelben Blüten. Der botanische Name „Lactuca“ verweist auf den milchartigen bitteren Saft, der bei Verletzungen aus der Pflanze tritt. Dem aufmerksamen Wanderer fällt die ungewöhnliche Anordnung der Blätter auf. Die Blattspreite steht nicht waagerecht wie man das von anderen Pflanzen kennt, sondern senkrecht um zu vermeiden, dass die heiße Sommersonne dem Blatt zu viel Wasser entziehen kann. Auf den zweiten Blick erkennt man, dass der Großteil der Blätter in Nord - Süd - Richtung ausgerichtet ist. Diese besondere Fähigkeit der Pflanze stellt sicher, dass möglichst wenig Sonnenlicht die Blätter direkt trifft und damit noch einmal weniger Wasser verdunstet werden muss. So kann der Lattich auch an trockenen Standorten gut überleben. Und sie hat dem wilden Lattich zu dem Beinamen „Kompasslattich“ verholfen.
Dieser wilde Lattich nun ist der direkte Vorfahre eines Teils unserer Salatpflanzen. Ob Kopfsalat, Eisbergsalat, Eichblattsalat oder Lolo Rosso, alle stammen sie von diesem Lattich ab. Kaum zu glauben, aber doch zumindest vom Namen her kann man dies leicht nachvollziehen, wenn man die englische Bezeichnung zum Vergleich nimmt. Lettuce ['letis], das lässt doch leicht eine nahe sprachliche Verwandtschaft erkennen. Unsere Schweizer Nachbarn verlangen Lattich, wenn sie Bindesalat kaufen wollen.
Ein anderer Wegbegleiter, zwar besser zu erkennen, aber doch genau so wenig beachtet als der Lattich, ist die Wegwarte. Mit sehr kleinen Blättern an derben und extrem zähen Stängeln, fallen ihre azurblauen Blüten auf, die sich trotzig dem Mief frisch gedüngter Felder entgegen recken. „Cichorium intybus“, so der botanische Name, verrät schon wessen Ursprungspflanze sie ist. Mutter der heutigen Kulturpflanze Chicorée, deren zartbittere Sprossen allerdings erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Salat oder Gemüsepflanze bekannt sind. Um die Entdeckung dieses Lebensmittels ranken sich verschiedene Geschichten. Fest steht, dass der Ursprung des Chicorée als Gemüse in Belgien zu suchen ist.
In der Volksheilkunde wurde die Zichorie seit dem Mittelalter als Arzneipflanze gegen Gallenleiden verwendet. Seit dem 17. Jahrhundert jedoch wurden die Wurzeln geröstet zunächst als Kaffeezusatz verwendet, um diesem mehr Farbe und Bitterkeit angedeihen zu lassen. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Zichorie auch allein auch als Kaffeeersatz verwendet. Kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges erlahmte die Nachfrage aufgrund wachsenden Wohlstands rapide. Ältere Mitmenschen werden sich sicher noch (wahrscheinlich mit gemischten Gefühlen) an die runden Presslinge, mit dem Konterfei von Pfarrer Sebastian Kneipp auf der Verpackung erinnern. Übrigens - der Zichorienkaffee steht auch heute noch in den Verkaufsregalen namhafter Märkte - auch in Jettingen! In der jüngsten Zeit allerdings scheint sich für die Wegwarte eine Renaissance anzubahnen, da der hohe Inulingehalt ihrer Wurzel sie für Diätzwecke interessant werden lässt.
Soviel zur Wurzel bzw. zu den Sprossen. Wenn wir den Beinamen „intybus“ etwas genauer unter die Lupe nehmen, können wir mit etwas Fantasie das Wort Endivie davon ableiten. Diese Pflanze ist also der Vorgänger unseres Endiviensalates und auch des in den letzten Jahren vermehrt aus Italien eingeführten „Radiccio rosso“. Beide sind auf Grund ihrer leichten Bitterstoffe der menschlichen Verdauung zuträglich.
Ki.
Wegwarte und Wilder Lattich
Cichorium intibus und Lactuca serriola
Blütezeit: Juli bis Oktober
Noch hat der Sommer nicht so richtig begonnen, die Kinder noch keine Schulferien und nur Frühaufsteher merken vielleicht schon, dass die Nächte Mitte Juli schon nicht mehr ganz so kurz sind als noch um die Zeit der Sonnenwende. Schon fressen sich die Mähdrescher wie Motten in das goldgelbe Wams, mit dem sich das Gäu geschmückt hat. Hochsommer, Zeit der größten Hitze.
Kaum ein Spaziergänger nimmt die unscheinbaren Pflanzen wahr, die seinen Weg am Rand begleiten. Und doch sind diese „Unkräuter“ Pflanzen aus der Familie der Korbblütler, deren Kultursorten wir heute als Blattsalat auf den Tisch bringen.
Ungewöhnlich steil stehen die bizarr gesägten Blätter des wilden Lattichs von ihrem Stängel ab, gekrönt von einer schütteren Ansammlung von unscheinbaren gelben Blüten. Der botanische Name „Lactuca“ verweist auf den milchartigen bitteren Saft, der bei Verletzungen aus der Pflanze tritt. Dem aufmerksamen Wanderer fällt die ungewöhnliche Anordnung der Blätter auf. Die Blattspreite steht nicht waagerecht wie man das von anderen Pflanzen kennt, sondern senkrecht um zu vermeiden, dass die heiße Sommersonne dem Blatt zu viel Wasser entziehen kann. Auf den zweiten Blick erkennt man, dass der Großteil der Blätter in Nord - Süd - Richtung ausgerichtet ist. Diese besondere Fähigkeit der Pflanze stellt sicher, dass möglichst wenig Sonnenlicht die Blätter direkt trifft und damit noch einmal weniger Wasser verdunstet werden muss. So kann der Lattich auch an trockenen Standorten gut überleben. Und sie hat dem wilden Lattich zu dem Beinamen „Kompasslattich“ verholfen.
Dieser wilde Lattich nun ist der direkte Vorfahre eines Teils unserer Salatpflanzen. Ob Kopfsalat, Eisbergsalat, Eichblattsalat oder Lolo Rosso, alle stammen sie von diesem Lattich ab. Kaum zu glauben, aber doch zumindest vom Namen her kann man dies leicht nachvollziehen, wenn man die englische Bezeichnung zum Vergleich nimmt. Lettuce ['letis], das lässt doch leicht eine nahe sprachliche Verwandtschaft erkennen. Unsere Schweizer Nachbarn verlangen Lattich, wenn sie Bindesalat kaufen wollen.
Ein anderer Wegbegleiter, zwar besser zu erkennen, aber doch genau so wenig beachtet als der Lattich, ist die Wegwarte. Mit sehr kleinen Blättern an derben und extrem zähen Stängeln, fallen ihre azurblauen Blüten auf, die sich trotzig dem Mief frisch gedüngter Felder entgegen recken. „Cichorium intybus“, so der botanische Name, verrät schon wessen Ursprungspflanze sie ist. Mutter der heutigen Kulturpflanze Chicorée, deren zartbittere Sprossen allerdings erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Salat oder Gemüsepflanze bekannt sind. Um die Entdeckung dieses Lebensmittels ranken sich verschiedene Geschichten. Fest steht, dass der Ursprung des Chicorée als Gemüse in Belgien zu suchen ist.
In der Volksheilkunde wurde die Zichorie seit dem Mittelalter als Arzneipflanze gegen Gallenleiden verwendet. Seit dem 17. Jahrhundert jedoch wurden die Wurzeln geröstet zunächst als Kaffeezusatz verwendet, um diesem mehr Farbe und Bitterkeit angedeihen zu lassen. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Zichorie auch allein auch als Kaffeeersatz verwendet. Kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges erlahmte die Nachfrage aufgrund wachsenden Wohlstands rapide. Ältere Mitmenschen werden sich sicher noch (wahrscheinlich mit gemischten Gefühlen) an die runden Presslinge, mit dem Konterfei von Pfarrer Sebastian Kneipp auf der Verpackung erinnern. Übrigens - der Zichorienkaffee steht auch heute noch in den Verkaufsregalen namhafter Märkte - auch in Jettingen! In der jüngsten Zeit allerdings scheint sich für die Wegwarte eine Renaissance anzubahnen, da der hohe Inulingehalt ihrer Wurzel sie für Diätzwecke interessant werden lässt.
Soviel zur Wurzel bzw. zu den Sprossen. Wenn wir den Beinamen „intybus“ etwas genauer unter die Lupe nehmen, können wir mit etwas Fantasie das Wort Endivie davon ableiten. Diese Pflanze ist also der Vorgänger unseres Endiviensalates und auch des in den letzten Jahren vermehrt aus Italien eingeführten „Radiccio rosso“. Beide sind auf Grund ihrer leichten Bitterstoffe der menschlichen Verdauung zuträglich.
Ki.