Verkannte Verwandte
Vor einiger Zeit haben wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, über giftige Kräuter auf dem Gebiet unserer Gemeinde berichtet. Dieses Mal wollen wir uns aber über heilkräftige Pflanzen unterhalten, denn die sind ja auch auf der Jettinger Mark zuhause und davon gibt es sogar mehr, als von den ganz giftigen. Zwar enthalten auch alle Heilkräuter in gewissem Maße Gifte, vor allem die sogenannten Alkaloide, aber Erstens sind davon meist wenige enthalten und Zweitens gilt auch da immer der Grundsatz, den Paracelsus geprägt hat: Die Dosis macht es (das Gift zu Heilmittel und das Heilmittel zu Gift)!
Von den meisten Menschen verkannt, steht an den Waldwegrändern oder auf Schlägen oder ruderalen Stellen eine Pflanze, manchmal fast mannshoch wachsend und mit duftenden weißen bis blassrosa gefärbten Blüten geziert. Eine Tinktur des Baldrian (Valeriana officinalis), aus der Familie der Geißblattgewächse, durfte früher in keinem Arzneischränkchen fehlen. Oma schätzte seine beruhigende Wirkung und vor allem, ohne dass sie es wusste, seine nähere Verwandtschaft. Die nächsten Verwandten des Baldrians sind nämlich, man lese und staune, der Ackersalat und etwas weniger bekannt, der Speik. Der botanische Name „Valeriana“ wurde im Mittelalter geprägt, vermutlich vom Lateinischen valere (gesund) her kommend, und der Beiname officinalis bedeutet, dass diese Pflanze arzneilich genutzt wird. Der deutsche Name „Baldrian“ stellt eine Ableitung von Valeriana dar. Manche Deutungen gehen auch auf den Namen des germanischen Gottes „Baldur“ zurück.
Die Wurzeln des echten Baldrians sind ein uraltes Heilmittel. Zuvorderst steht seine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem, mit dem Vorteil, nicht einschläfernd zu wirken. Allerdings stellen sich bei Überdosierung Herzbeschwerden ein. Das aus getrockneten Wurzeln gewonnene Pulver wirkt krampflösend und gegen Blähungen und Koliken im Darmtrakt. Dieses Pulver ist im einschlägigen Naturheilmittelhandel erhältlich. Hervorzuheben ist seine schalldämmende Wirkung auf den Genuss von Hülsenfrüchten, insbesondere der vom Schwaben so geliebten Linsen! Eine unangenehme Wirkung allerdings ist den getrockneten Wurzeln des Baldrians auch eigen: Sie verströmen einen unangenehmen, nach Schweiß riechenden, Geruch (Isovaleriansäure), der auf Katzen besonders anziehend wirkt und dazu führt, dass besonders die Kater in Verzückung geraten, und jämmerliche, für den Menschen schlafraubende Balzrufe von sich geben.
Bei dem sehr nah mit dem Baldrian verwandten Speik ist das total anders. Der echte Speik ist eine Hochgebirgspflanze, deren Wurzeln in der Parfümindustrie begehrt sind. So hat eine Stuttgarter Firma den Namen Speik zu ihrem Markennamen gemacht und vertreibt ausschließlich Produkte, die mit Speik-Aromen hergestellt sind. In früheren Zeiten wurden Speik-Wurzeln in großem Umfang ausgegraben und hauptsächlich in den Orient verkauft, was dazu führte, dass die Pflanze nahezu ausgerottet wurde. Heute darf der Speik nur noch in bestimmten Gebieten der Alpen und nur noch von lizensierten Sammlern ausgegraben werden. Ja und der andere Verwandte, der Feld- oder Ackersalat (Valerianella locusta), muss zu dem noch etwas gesagt werden? Jeder schätzt wohl das einzige bodenständige Grün auf dem Salatteller, das auch noch im Dezember geerntet werden kann.
Ulrich Kipp
Vor einiger Zeit haben wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, über giftige Kräuter auf dem Gebiet unserer Gemeinde berichtet. Dieses Mal wollen wir uns aber über heilkräftige Pflanzen unterhalten, denn die sind ja auch auf der Jettinger Mark zuhause und davon gibt es sogar mehr, als von den ganz giftigen. Zwar enthalten auch alle Heilkräuter in gewissem Maße Gifte, vor allem die sogenannten Alkaloide, aber Erstens sind davon meist wenige enthalten und Zweitens gilt auch da immer der Grundsatz, den Paracelsus geprägt hat: Die Dosis macht es (das Gift zu Heilmittel und das Heilmittel zu Gift)!
Von den meisten Menschen verkannt, steht an den Waldwegrändern oder auf Schlägen oder ruderalen Stellen eine Pflanze, manchmal fast mannshoch wachsend und mit duftenden weißen bis blassrosa gefärbten Blüten geziert. Eine Tinktur des Baldrian (Valeriana officinalis), aus der Familie der Geißblattgewächse, durfte früher in keinem Arzneischränkchen fehlen. Oma schätzte seine beruhigende Wirkung und vor allem, ohne dass sie es wusste, seine nähere Verwandtschaft. Die nächsten Verwandten des Baldrians sind nämlich, man lese und staune, der Ackersalat und etwas weniger bekannt, der Speik. Der botanische Name „Valeriana“ wurde im Mittelalter geprägt, vermutlich vom Lateinischen valere (gesund) her kommend, und der Beiname officinalis bedeutet, dass diese Pflanze arzneilich genutzt wird. Der deutsche Name „Baldrian“ stellt eine Ableitung von Valeriana dar. Manche Deutungen gehen auch auf den Namen des germanischen Gottes „Baldur“ zurück.
Die Wurzeln des echten Baldrians sind ein uraltes Heilmittel. Zuvorderst steht seine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem, mit dem Vorteil, nicht einschläfernd zu wirken. Allerdings stellen sich bei Überdosierung Herzbeschwerden ein. Das aus getrockneten Wurzeln gewonnene Pulver wirkt krampflösend und gegen Blähungen und Koliken im Darmtrakt. Dieses Pulver ist im einschlägigen Naturheilmittelhandel erhältlich. Hervorzuheben ist seine schalldämmende Wirkung auf den Genuss von Hülsenfrüchten, insbesondere der vom Schwaben so geliebten Linsen! Eine unangenehme Wirkung allerdings ist den getrockneten Wurzeln des Baldrians auch eigen: Sie verströmen einen unangenehmen, nach Schweiß riechenden, Geruch (Isovaleriansäure), der auf Katzen besonders anziehend wirkt und dazu führt, dass besonders die Kater in Verzückung geraten, und jämmerliche, für den Menschen schlafraubende Balzrufe von sich geben.
Bei dem sehr nah mit dem Baldrian verwandten Speik ist das total anders. Der echte Speik ist eine Hochgebirgspflanze, deren Wurzeln in der Parfümindustrie begehrt sind. So hat eine Stuttgarter Firma den Namen Speik zu ihrem Markennamen gemacht und vertreibt ausschließlich Produkte, die mit Speik-Aromen hergestellt sind. In früheren Zeiten wurden Speik-Wurzeln in großem Umfang ausgegraben und hauptsächlich in den Orient verkauft, was dazu führte, dass die Pflanze nahezu ausgerottet wurde. Heute darf der Speik nur noch in bestimmten Gebieten der Alpen und nur noch von lizensierten Sammlern ausgegraben werden. Ja und der andere Verwandte, der Feld- oder Ackersalat (Valerianella locusta), muss zu dem noch etwas gesagt werden? Jeder schätzt wohl das einzige bodenständige Grün auf dem Salatteller, das auch noch im Dezember geerntet werden kann.
Ulrich Kipp