Streit in der Naturschutzgruppe?
Beim letzten Treffen der Naturschützer kam sie mal wieder auf den Tisch, die ewige Diskussion um den Apfelsaft, oder besser gesagt, um das Wort: „Apfelsaft“. Während die Einen das Gäugold fast schwäbisch eher untypisch als „Apfelsaft“, oder ein bisschen Schwäbisch muss dann doch sein „Apflsaft“ bezeichnen, sagen andere Äpflsaft dazu. Und schon entspinnt sich die schönste Debatte darum, wie es denn richtig hieße. Dabei braucht es eigentlich keiner etymologischen Studien, denn wie fast alles Andere hat dieses Problem eben auch zwei Seiten. Schauen wir uns den Begriff „Apfelsaft“ im Hochdeutschen etwas genauer an, so fällt auf, dass da was nicht stimmen kann. Im „Apfelsaft“ steckt nämlich die Einzahl: nämlich Apfel. Wenn man sich aber einmal unter den vielen im Handel angebotenen Säften umschaut, dann stellt man erstaunt fest – es gibt keinen Birnesaft, keinen Bananesaft und auch keinen Tomatesaft oder Orangesaft. Sie kaufen natürlich Birnensaft, Bananensaft oder –nektar und selbstverständlich auch Tomatensaft, wie auch Orangensaft – die Liste ließe sich beliebig erweitern. Wer quetscht schon eine Tomate oder Birne aus. Der Saft, den er dabei erhält füllt doch gerade einmal einen hohlen Zahn! Natürlich bedarf´s, um eine Flasche oder was noch Größeres zu füllen mehrerer Früchte, wenn nicht gar einer ganzen Wagenladung voll. Also heißt der Saft z.B. Orangensaft, weil da mehrere Früchte ausgepresst wurden, und so ist es dann auch bei den Äpfeln – oder doch nicht? Aber „Äpfelsaft klingt halt ziemlich ungewöhnlich und es graust den Ohren, die auf hochdeutsche Sprache geeicht sind. Man verwendet einfach den Gattungsbegriff „Apfel“, (lat. Malus) um die Sprache nicht so gestelzt klingen zu lassen, es geht ja nicht um Semmelknödel (!). Aber was ist denn dann mit dem Schwäbischen, der Mutter aller Sprachen? Gemach, gemach – auch da lässt sich ein Silberstreif am Horizont der Entspannung erblicken, denn im Schwäbischen wird für die Einzahl gerne das Wort „Epfel“ oder besser „Epfl“ verwendet. Selbst in der Jettinger Hochsprache wird keiner sagen: „I hau dr oine an da Apfel na“ oder „I han mr da Apfel naghaua“, sondern man sagt selbstverständlich das Wort „Epfl“ – es klingt ja auch besser. Dass dabei allerdings der menschliche Kopf gemeint ist, interessiert bestenfalls am Rande. Das geniale am schwäbischen Ausdruck „Epfl“ ist, dass, anders als im Hochdeutschen, für Einzahl und Mehrzahl das selbe Wort verwendet wird. Sage mir keiner, dass die Schwaben maulfaul seien – es ist einfach ein Gebot der Flüssigkeit und Leichtigkeit in der Sprache. Ein Gebot der Toleranz, und da sind wir Schwaben ja mit ganz vorne im Ranking, ist, dass man eben beides gelten lässt, das dem Schwäbischen eher untypische „Apfelsaft“ oder halt „Epflsaft“.
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Wenn Sie ,liebe Leserinnen und Leser, also demnächst bei Frau Monika Lang in der Eichenwiesenstraße 1 anklopfen, um unser „Heiliges Säftle“ erstehen zu wollen, dann sagen Sie einfach was Sie wollen: Apfelsaft oder Apflsaft oder halt auch Epflsaft, sie werden auf jeden Fall verstanden und erhalten unseren Saft als 5 oder 10 Liter Bag in Box.
p.s.
Eigentlich sollte dieser Beitrag schon in der letzten Woche erscheinen, allerdings gab es da Wichtigeres mitzuteilen, und nun hat auch noch die Fastenzeit begonnen. Aber auch im pietistischen Württemberg fällt Schmunzeln nicht unter das Fastengebot!
Ulrich Kipp
Beim letzten Treffen der Naturschützer kam sie mal wieder auf den Tisch, die ewige Diskussion um den Apfelsaft, oder besser gesagt, um das Wort: „Apfelsaft“. Während die Einen das Gäugold fast schwäbisch eher untypisch als „Apfelsaft“, oder ein bisschen Schwäbisch muss dann doch sein „Apflsaft“ bezeichnen, sagen andere Äpflsaft dazu. Und schon entspinnt sich die schönste Debatte darum, wie es denn richtig hieße. Dabei braucht es eigentlich keiner etymologischen Studien, denn wie fast alles Andere hat dieses Problem eben auch zwei Seiten. Schauen wir uns den Begriff „Apfelsaft“ im Hochdeutschen etwas genauer an, so fällt auf, dass da was nicht stimmen kann. Im „Apfelsaft“ steckt nämlich die Einzahl: nämlich Apfel. Wenn man sich aber einmal unter den vielen im Handel angebotenen Säften umschaut, dann stellt man erstaunt fest – es gibt keinen Birnesaft, keinen Bananesaft und auch keinen Tomatesaft oder Orangesaft. Sie kaufen natürlich Birnensaft, Bananensaft oder –nektar und selbstverständlich auch Tomatensaft, wie auch Orangensaft – die Liste ließe sich beliebig erweitern. Wer quetscht schon eine Tomate oder Birne aus. Der Saft, den er dabei erhält füllt doch gerade einmal einen hohlen Zahn! Natürlich bedarf´s, um eine Flasche oder was noch Größeres zu füllen mehrerer Früchte, wenn nicht gar einer ganzen Wagenladung voll. Also heißt der Saft z.B. Orangensaft, weil da mehrere Früchte ausgepresst wurden, und so ist es dann auch bei den Äpfeln – oder doch nicht? Aber „Äpfelsaft klingt halt ziemlich ungewöhnlich und es graust den Ohren, die auf hochdeutsche Sprache geeicht sind. Man verwendet einfach den Gattungsbegriff „Apfel“, (lat. Malus) um die Sprache nicht so gestelzt klingen zu lassen, es geht ja nicht um Semmelknödel (!). Aber was ist denn dann mit dem Schwäbischen, der Mutter aller Sprachen? Gemach, gemach – auch da lässt sich ein Silberstreif am Horizont der Entspannung erblicken, denn im Schwäbischen wird für die Einzahl gerne das Wort „Epfel“ oder besser „Epfl“ verwendet. Selbst in der Jettinger Hochsprache wird keiner sagen: „I hau dr oine an da Apfel na“ oder „I han mr da Apfel naghaua“, sondern man sagt selbstverständlich das Wort „Epfl“ – es klingt ja auch besser. Dass dabei allerdings der menschliche Kopf gemeint ist, interessiert bestenfalls am Rande. Das geniale am schwäbischen Ausdruck „Epfl“ ist, dass, anders als im Hochdeutschen, für Einzahl und Mehrzahl das selbe Wort verwendet wird. Sage mir keiner, dass die Schwaben maulfaul seien – es ist einfach ein Gebot der Flüssigkeit und Leichtigkeit in der Sprache. Ein Gebot der Toleranz, und da sind wir Schwaben ja mit ganz vorne im Ranking, ist, dass man eben beides gelten lässt, das dem Schwäbischen eher untypische „Apfelsaft“ oder halt „Epflsaft“.
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Wenn Sie ,liebe Leserinnen und Leser, also demnächst bei Frau Monika Lang in der Eichenwiesenstraße 1 anklopfen, um unser „Heiliges Säftle“ erstehen zu wollen, dann sagen Sie einfach was Sie wollen: Apfelsaft oder Apflsaft oder halt auch Epflsaft, sie werden auf jeden Fall verstanden und erhalten unseren Saft als 5 oder 10 Liter Bag in Box.
p.s.
Eigentlich sollte dieser Beitrag schon in der letzten Woche erscheinen, allerdings gab es da Wichtigeres mitzuteilen, und nun hat auch noch die Fastenzeit begonnen. Aber auch im pietistischen Württemberg fällt Schmunzeln nicht unter das Fastengebot!
Ulrich Kipp