Eine Perle vor der Haustür
Stellen Sie sich vor, da liegt eine Perle vor Ihrer Haustür und Sie lassen sie liegen! Undenkbar, oder? Mit unserem neuesten Tipp wollen wir Ihnen helfen, diese Perle zu bergen. Sie liegt tatsächlich fast unmittelbar vor Ihrer Tür. Wir meinen natürlich keine Perle die Sie um den Hals hängen können, oder gefasst in einem Ring am Finger tragen, oder als anderes Schmuckstück verwenden könnten, wir meinen eine Sehenswürdigkeit, die Sie bequem erreichen können. Gerade jetzt nach drei langen Wintermonaten möchte man sich wieder einmal aufmachen und sich in der freien Natur bewegen und wenn es dann noch was Schönes zu sehen gibt, dann ist es doppelt gut.
Die Perle die wir heute meinen, findet sich unweit Jettingens über dem Teinachtal. eigentlich hat jeder den Namen des Städtchens schon mal gehört oder davon gelesen. Zavelstein, ein altehrwürdiges Städtchen hoch über Bad Teinach gelegen. Im zeitigen Frühjahr, wenn sich kaum ein anderes Blümchen traut, seine Blüten zu entfalten legen hier die Wiesen ein zartes, lichtblaues Gewand an. Wildkrokusse lassen hier zu tausenden und abertausenden auf den Wiesen einen blauen Teppich entstehen.
Wenn dann noch die Sonne scheint und ein erstes laues Lüftchen die Hänge des Teinachtals empor streicht kann man sich kaum einen anderen Platz vorstellen, an dem man seine Seele für ein oder zwei Stunden besser baumeln lassen kann als hier. Zur Herkunft dieser blauen Pracht steht auf der Zavelsteiner Website zu lesen:
„Kreuzfahrer sollen den "Crocus napolitanus" aus dem Orient mitgebracht haben. Andere meinen, dass Hirsauer Mönche einen planvollen Anbau zur Gewinnung von Safran versuchten, wozu der Crocus napolitanus jedoch nicht geeignet ist. Etwas wahrscheinlicher erscheint die Erklärung, dass der Diplomat und Burgherr Benjamin Buwinghausen von Wallmerode den Krokus zur Zierde für die Burggärten 1620 von einer Auslandsreise mitbrachte und die Pflanze von hier auswilderte. Sicher ist, dass für die Ausbreitung der Pflanze die landwirtschaftliche Nutzung der Wiesen von entscheidender Bedeutung ist. Die Samenstände gelangen in das Viehfutter, werden unverdaut wieder ausgeschieden und mit dem Dung weiterverbreitet.
Da der Dung überwiegend auf der eigenen Scholle landete, blieb der Krokus lange Zeit auf die Zavelsteiner Markung begrenzt. Erst nachdem Zavelsteiner Wiesen auch von Landwirten aus den umgebenden Dörfern genutzt wurden, hat sich der Krokus auch in den Gemarkungen Sommenhardt, Lützenhardt, Rötenbach, Weltenschwann und Speßhardt angesiedelt.“ (Originalzitat)
Mit den gegenwärtigen milden Tagen ist die Hauptblüte diese Woche in vollem Gange. Ein Besuch lohnt sich daher auch und vor allem an den noch verbleibenden Werktagen, da die kleine Stadt Zavelstein an den Wochenenden heillos übervölkert ist. Möchten Sie am Wochenende diese Sehenswürdigkeit genießen, empfehlen wir nach dem Grundsatz „der frühe Vogel fängt den Wurm“ sich rechtzeitig auf die Beine zu machen. Ab 11:00 Uhr wird es sehr schwer sein noch einen der wenigen Parkplätze zu ergattern. Und bitte denken Sie daran: Alle Wiesen, auf denen Krokusse blühen stehen unter Naturschutz und dürfen nicht betreten werden!
Ulrich Kipp